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Geschützt im Katastrophenfall: Einsatzkräfte bereiten sich auf Hochwasserlage vor

Veröffentlicht: 24.04.2022
Autor: Carina-Chantal Krämer
Fotos: Carina-Chantal Krämer

Samstag, 23. April 2022. Bedingt durch anhaltende Regenfälle und die Schneeschmelze im Harz kommt es zu Überschwemmungen, weite Teile des Braunschweiger Stadtgebiets stehen unter Wasser, Straßen, wie die vielbefahrene BAB 39 sind nicht mehr passierbar.

54 Einsatzkräfte des Landeseinsatzzuges OST der DLRG Niedersachsen befinden sich seit den früheren Morgenstunden in einem Bereitstellungsraum auf dem Messegelände in Braunschweig, bereit auszurücken. Um 9 Uhr kommt schließlich die Alarmierung: Der Okerdüker in Watenbüttel soll abgesichert werden, um weitere Schäden des Ortsteils zu vermeiden. Als sich die Kräfte auf der Anfahrt befinden, ändert sich plötzlich die Alarmierung: Eine eingeschlossene Familie muss aus ihrem Wohnhaus am Südsee evakuiert werden. Die Großmutter ist bettlägerig, kann sich also nicht selbst befreien, ihr 17-jähriger Enkel ist die Treppe hinuntergestürzt und verletzt, der jüngere Bruder, 14 Jahre, wird vermisst - all das wissen die Einsatzkräfte natürlich noch nicht.

Glücklicherweise handelt es sich hierbei nicht um ein reales Szenario, sondern um eine Katastrophenschutzübung, geplant von der DLRG Ortsgruppe Braunschweig. Die Bezirke Braunschweig und Celle organisieren die Übung im Wechsel einmal im Jahr (meist im Frühjahr, vor Saisonbeginn), um sich auf Schadenslagen wie diese vorzubereiten - so zumindest vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie.

Die Übung am 23. April hatte Dominik Brudke, stellv. Technischer Leiter Einsatz der Ortsgruppe Braunschweig, schon vor zwei Jahren geplant. „So musste ich nur noch die Schublade greifen, ein paar Stellen anpassen und das Szenario stand, zumindest auf dem Papier“, sagt Brudke. Nichtsdestotrotz war die Ortsgruppe knapp ein halbes Jahr mit den Vorbereitungen, Absprachen mit den Behörden usw. beschäftigt. Im Fokus der Übung sollten die Basisaufgaben im Katastrophenschutz liegen. Dazu gehören unter anderem die Lageerkundung, Errichtung einer Führungsstelle und Einteilung des Gebietes in Einsatzgebiete, das Kranen von Booten, Arbeiten mit Sandsäcken (u.a. auch das Errichten von Dämmen), Arbeiten am Wasser und der Transport von Patienten. „Aufgrund der pandemiebedingten Pause war uns besonders wichtig, dass die Zusammenarbeit funktioniert, eine klare Kommunikation stattfindet und natürlich alle Szenarien erfolgreich abgearbeitet werden“, so Brudke weiter. 

Um die Lage zu bewältigen, teilen sich die Kräfte in verschiedene Teams auf. Kommuniziert wird über Funk. Während an der Kranstelle die Boote zu Wasser gelassen werden, werden auf Höhe der Brücke nach Stöckheim parallel die Sandsäcke angeliefert und transportiert. Zwei Bootstrupps nähern sich wasserseitig dem zu evakuierenden Wohnhaus. Hier ist besondere Vorsicht geboten: das Gebäude ist beschädigt, auch der angrenzende Steg ist instabil. Am Wohnhaus angekommen (ehem. DLRG Station am Südsee) sind die Rufe der 69-jährigen Oma Gerda (gespielt von Julia Nultsch) lautstark zu hören. Sie ist bettlägerig, dazu noch schwerhörig und versteht die allgemeine Situation nicht. Ihr 17-jähriger Enkel Simon (gespielt von Timo Bernhardt) stürzt beim Versuch seinen Vater zu holen von der Treppe. Vermutlich sind Wirbelsäule und Arme verletzt. Auch seine Wehklagen sind lautstark zu hören. Vater Michael, 43 Jahre (gespielt von Arne Apostel) sitzt wippend draußen auf dem Steg und steht komplett unter Schock. Das jüngste Familienmitglied, der 14-jährige Max, wird unterdessen vermisst. Später sollte sich herausstellen, dass er ins Wasser stürzte und von Tauchern vor dem Ertrinken gerettet werden sollte. Keine Angst, hier kam kein Komparse, sondern eine Puppe zum Einsatz.

Souverän gehen die Einsatzkräfte mit der Situation um: befragen Großmutter und Enkel nach ihrem (Gesundheits-)zustand, beruhigen den apathischen Vater und bringen die Familie, zum Teil mithilfe von Tragen, sicher aus dem Gefahrenbereich. Auch der Sandsacktransport am Zulauf des Südsees von der Oker verläuft reibungslos, sodass die Übung um 15 Uhr, drei Stunden vor dem geplanten Ende, erfolgreich abgeschlossen werden kann. „Die Verbandsfahrt war zügig und geschlossen, die Fahrzeuge wurden geschickt auf dem begrenzten Raum rund um den Südsee positioniert und die Schadenslagen nach Dringlichkeit priorisiert“, fasst der Übungsleiter zusammen. Ein gesammeltes Feedback der teilnehmenden Kräfte gebe es zwar noch nicht, „doch war in jedem Fall die Freude über das Wiedersehen nach zwei Jahren Pandemie sehr groß“, so Brudke. Allzu lange müssen die Kameraden nicht auf den nächsten Termin warten: im Herbst folgt eine weitere, kleinere Übung des Bezirks Braunschweig, im Frühjahr 2023 findet dann die nächste Großübung im Bezirk Celle statt.

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