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Menschen führen und nicht nur befehlen

Veröffentlicht: 12.10.2021
Autor: Carina-Chantal Krämer
Fotos: Carina-Chantal Krämer

Gruppenführer-Lehrgang in Butjadingen

Erinnert ihr euch noch an unsere Katastrophenschutz-Serie? In den Lebensretter-Ausgaben 2020 und 01/2021 haben wir euch die vier Führungsausbildungen im Katastrophenschutz vorgestellt, dazu gehören die Ausbildungen zum Truppführer, Gruppen- und Zugführer-, bis hin zum Verbandsführer. Nach pandemiebedingter Pause in 2020 können die Lehrgänge nun wieder stattfinden. Der Gruppenführer-Lehrgang in 2021 wurde auf zwei Wochenenden im September und Oktober aufgeteilt. Wir haben die Teilnehmer an einem Tag begleitet:

Samstag, 09.10., 10 Uhr: Nach rund zwei Stunden Fahrt erreiche ich den Standort der DLRG-Ortsgruppe in Butjadingen. Begrüßt werde ich von den Referenten Cord Janßen und Oliver Kähler. An der runden Tafel vor ihnen sitzt eine bunt gemischte Gruppe, die sich gerade mit den taktischen Zeichen in der Gefahrenabwehr beschäftigt. Diese werden im Einsatz benötigt, um Auskunft über die Stärke, Herkunft und Beweglichkeit der jeweiligen Einheit zu geben. Es folgen einige Beispiele, die sie am Flipchart einzeichnen sollen.

Im weiteren Verlauf des Vormittags lernen die 13 Teilnehmer mehr über das Einrichten und Betreiben von Bereitstellungsräumen, die Führungsgrundsätze und über das Führen unter hoher Belastung, einen weiteren, wichtigen Punkt. Im Einsatz ist der Gruppenführer für eine Gruppe mit einer Stärke von zwei bis fünf Trupps zuständig. Das heißt, er trägt die Verantwortung für bis zu 25 Personen. Zum Führen einer Gruppe gehört laut Referent Cord Janßen längst nicht nur das Befehlen, sondern eben auch eine Fürsorgepflicht. Als Gruppenführer sei es wichtig autoritär zu sein, aber auch selbstkritisch und einfühlsam. „Alle sind beim Einsatz einer hohen Belastung ausgesetzt (…) und jeder geht anders damit um“, so Janßen weiter. Umso wichtiger sei deshalb die Nachbesprechung bzw. Aufarbeitung. „Behaltet eure Mannschaft immer im Blick, das gilt vor, während und nach des Einsatzes“, fasst er zusammen.

13:45 Uhr: Am Mittag geht mit der Kartenkunde / Orientierung im Gelände weiter. Die Teilnehmer lernen am Beispiel der topographische Karte im Maßstab 1 : 50 000 (TK50), wie sie diese bis auf 100 Meter genau abmessen können. Mithilfe der Karte können sie Geländeformen, aber auch andere markante Details erkennen, die zur Orientierung dienen - beispielsweise ein markantes Gebäude, wie die örtliche Kirche oder sogar ein Baum an einer Kreuzung. Geübt wird zunächst im Gruppenraum, später sollten sie das neue Wissen auch im Gelände anwenden können.

15:15 Uhr: Der praktische Teil steht an. Geplant sind zwei unterschiedliche Übungen, bei denen sich die Teilnehmer als Zug- und Gruppenführer beweisen sollen. Die Anspannung ist vielen anzusehen, schließlich fließt ihr Verhalten in die Gesamtbewertung mit ein.

Die Schadenslage: Die Einsatzkräfte befinden sich in Butjadingen, aufgrund von Starkwind liegt der Pegel der Weser seit etwa fünf Tage 350 Zentimeter über dem normalen Tidenhochwasser. Da in den nächsten Tagen nicht von einer Besserung auszugehen ist, werden weitere Züge anrücken. Für diese Einheiten soll ein geeigneter Bereitstellungsraum gefunden werden. Zwei unterschiedliche Koordinaten weisen auf einen potentiellen Standort hin.

Nun geht es schnell: Die Gruppenführer teilen ihren Teams die jeweiligen Aufgaben zu, die Fahrzeuge werden besetzt, Karten gezückt und der Standort auf der Karte angefahren. Vor Ort wird eine Anfahrts- und Aufstellskizze der Fahrzeuge erstellt. Weitere, wichtige Fragen sind: Sind die Zuwegungen klar erkennbar? Wie ist die Versorgung (Strom, Wasser, Abwasser und Treibstoffe?) Gibt es Sanitäreinrichtungen? Ob sich der Standort als Bereitstellungsraum eignet, geben die Gruppenführer per Funk an den Zugführer weiter, dieser meldet wiederum an den Einsatzleiter.

16:45 Uhr: Direkt im Anschluss an die erste Übung geht es bereits mit der zweiten weiter. Was die Teilnehmer noch nicht wissen: Dieses Mal sind sogar Mimen involviert.

Aufgeteilt auf zwei Gruppen fahren die Prüflinge in Richtung Weser. In Großensiel angekommen, werden sie bereits von einer aufgeregten, jungen Frau (gespielt von Lara) erwartet. „Jetzt helft mir doch endlich, warum braucht ihr so lange?“, rennt sie panisch auf das erste Fahrzeug zu. Vor rund 15 Minuten hatten sie ihre Freundin Lisa als vermisst gemeldet. Sie ist 20 Jahre alt und dunkel gekleidet. Wo Lara ihre Freundin zuletzt sah, konnte sie aufgrund des Schocks nicht mehr genau lokalisieren.

Die Gruppenführer entscheiden, dass Gebiet großflächig abzusuchen und sich entsprechend aufzuteilen. Sollte Lisa ins Wasser gefallen sein, zählt jede Sekunde. Mittels Funk bleiben die Gruppen in Kontakt und melden jede Veränderung. Gegebenenfalls sollen Boote ins Wasser gelassen werden, dafür muss ein geeigneter Standort gefunden werden. Die andere Gruppe sucht das Gebiet landseitig ab.

Nach rund einer Stunde gibt es die Entwarnung. Die fiktive Vermisste wurde von der Wasserwacht gefunden - und das wohlbehalten. Teilnehmer und Prüfer versammeln sich wieder am Ausgangspunkt, um die Übung zu besprechen. Haben sie die Gefahr richtig eingeschätzt? Wurde die Geschädigte richtig versorgt? Wie war die Kommunikation untereinander? Zur großen Erleichterung der Teilnehmer sind sich die Referenten einig: „Das war großartig, ihr habt tolles Teamwork bewiesen!“

Sonntag, 10.10., 9 Uhr: Am nächsten Morgen geht es mit ein wenig Theorie (u.a. Veranstaltungsabsicherung) weiter, bevor am Mittag die Prüfungen anstehen. Um 17 Uhr wird schließlich verkündet. Elf Prüflinge haben bestanden und sind nun fachlich berechtigt, eine Gruppe in der DLRG zu führen. Wir gratulieren herzlich!

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