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Presse, Projekt #Sonderthema

Möglich oder nicht: Training und Wachdienst in Zeiten von Corona

Veröffentlicht: 16.07.2020
Autor: Carina-Chantal Krämer
Vor Beginn des Trainings musste sich jeder in eine Anwesenheitsliste eintragen.
Ulf Maier erklärt die nächste Übung. Fotos: Carina-chantal Krämer/ DLRG Garrel
Durch die Abstandsregelungen ist manches - etwa das Transportschwimmen - nicht in gewohnter Form möglich, so muss eine Puppe herhalten.
Gina Dewenter und Jens Tapken freuen sich, endlich wieder ihren Wachdienst aufnehmen zu können.
Einen Mund-Nase-Schutz zu tragen, gehört für die Rettungsschwimmer zur “neuen” Normalität.

Nach langer Pause dürfen Schwimmer und Rettungsschwimmer endlich wieder ins Bad - anfangs nur zur Vorbereitung des Wasserrettungsdienstes (Stand 11. Mai), seit ein paar Tagen (Stand 16. Juni) nun auch wieder zu Ausbildungszwecken. Was das konkret für die DLRG-Gliederungen bedeutet, wie sie mit den neuen Lockerungen umgehen, bleibt abzuwarten. Viele Fragen stehen im Raum: Was ist wieder erlaubt, was nicht? Welche Übungen können durchgeführt werden? Wie verändert sich der Wasserrettungsdienst? Die - wenn auch etwas holprige Saison - ist in vollen Zügen. Wie das Training beziehungsweise der Wasserrettungsdienst (WRD) in Zeiten von Corona aussehen können, zeigen zwei Beispiele.

Hannover, 01. Juli 2020, 19 Uhr: Ulf Maier, Lehrscheinregionssprecher Polizei sowie Multiplikator Schwimmen/Rettungsschwimmen, empfängt seine Trainingsgruppe im Eingangsbereich des Hannöverschen Fössebads. Seit vier Wochen trainieren sie wieder im Bad, um sich auf die Abnahme des Deutschen Rettungsschwimmabzeichens Silber vorzubereiten. „Die Durststrecke war zwar nicht so schön, es konnten aber keine Defizite im Bereich Schwimmen festgestellt werden“, so Maier. Seine Truppe hielt sich in der Zwischenzeit zum Beispiel durch Laufen und Sport Zuhause fit.

Heute sind es 15 Rettungsschwimmer, die zum Training kommen. Das Alter variiert von 16 bis Mitte 50 Jahren. Bevor es für sie in die Umkleidekabinen geht, müssen sie sich erst - dem Hygieneplan gemäß - in eine Teilnehmerliste eintragen und damit bestätigen, dass sie „beim Betreten der Sportstätte absolut symptomfrei sind“. Da hier ein Mindestabstand von mindestens 1,5 Metern einzuhalten ist, dauert die Prozedur schon eine Weile. Sind alle umgezogen, reihen sich die Rettungsschwimmer - natürlich wieder mit Abstand - am Beckenrand auf, um von Ulf Maier eingewiesen zu werden.

Es stehen Schwimmen in Bekleidung mit und ohne Puppe, 400-Meter-Schwimmen, Strecken- und Tieftauchen auf dem Plan. Auf das Transportschwimmen sowie die Befreiungsgriffe muss zurzeit noch verzichtet werden. „Wir gestalten unser Training aktuell so, dass auf einer Doppelbahn acht Personen und auf einer Einzelbahn zwei Personen trainieren können“, erklärt Maier. „Somit können sich in unserem 25-Meter-Becken mit zwei Doppelbahnen und einer Einzelbahn 18 Personen zeitgleich aufhalten.“ Denn auch bei der Nutzung des Schwimmbeckens gilt: Abstand halten - sowohl beim Einstieg, Ausstieg als auch im Wasser. „Deshalb nutzen wir Doppelbahnen und schwimmen im Kreis“, sagt der Trainer. Auch bei den Übungen selbst kommt es zu Veränderungen: Das Schwimmen in Bekleidung wird möglichst mit eigener Kleidung durchgeführt, beim Abschleppen muss anstatt eines menschlichen Probanden eine Puppe herhalten. Hier seien die Abstandsregelungen als problematisch anzusehen, da viele Automatismen nicht mehr greifen und die Regelmäßigkeit des Übens fehle, so Maier.

15. Juli 2019: Theoretisch wäre es in Niedersachsen nun wieder möglich, weggefallene Übungen, wie den Befreiungsgriff wieder mit aufzunehmen*. Maier will es allerdings vorerst bei den aktuellen Regelungen belassen. Also werden die Griffe weiter theoretisch erklärt und vertieft. „Die Trainierenden nehmen die veränderten Gegebenheiten so hin, wie sie sind. Die meisten sind einfach nur froh, dass sie wieder ins Wasser können“, fasst er zusammen. 

* Der DLRG Landesverband informierte am 14.7. in einem Infobrief darüber, dass kontaktloser Sport wieder möglich ist, wenn bestimmte Regelungen - etwa feste Kleingruppen von maximal 30 Personen - eingehalten werden. Berücksichtigt wurden die Risikobewertung des DLRG Bundesverbandes (2.0) und die geltenden Vorschriften (Stand 13.07.2020) des Landes Niedersachsen.

Garrel, 11. Juli, 10 Uhr: Die Wachgänger nehmen ihren Dienst an der Wachstation Thülsfelder Talsperre auf. Heute sind es aufgrund des eher wechselhaften Wetters nur sechs. Vor gut einem Monat holten sie die Station aus dem „Winterschlaf“ und bereiteten sie auf den Dienst unter veränderten Bedingungen vor. Seit dem 21. Juni wehen die Flaggen wieder. Doch wussten die Garreler lange nicht, wann sie in die Saison starten können. Durch die Corona-Pandemie gab es keinen offiziellen Saisonbeginn. Groß war die Angst vor Ansteckung.

Im Mai ging den Gliederungen das Merkblatt „COVID 19: Hygienemaßnahmen im Einsatz“ vom DLRG Bundesverband zu. Dort wurden Maßnahmen beschrieben, wie sie den WRD wieder durchführen können. So muss während des Dienstes ausreichend Abstand (mindestens 1,5 Meter) zu anderen Personen eingehalten werden. Ist dies nicht möglich, müssen alle Anwesenden einen Mund-Nase-Schutz tragen. Um den Mindestabstand einzuhalten, werden die Wachgänger pro Schicht auf das notwendige Maß begrenzt und feste Teams gebildet. Bei Einsätzen tragen sie zusätzliche Schutzausrüstung, wie Einmal-Handschuhe, Schutzbrille, gegebenenfalls auch einen Schutzkittel.

„Zu Beginn der verspätet gestarteten Saison hatten wir noch eine sehr restriktive Erlasslage, insbesondere hinsichtlich der zulässigen Personenansammlungen“, erinnert sich Simon Sander, Vorsitzender der DLRG OG Garrel. Das spiegelte sich auch im Umgang mit den Badegästen wieder. Es habe zunächst eine gewisse Unsicherheit geherrscht, ab wann eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden sollte und in welchen Gruppen man sich überhaupt am Strand aufhalten dürfe. Viele Touristen seien deutlich zögerlicher auf die ortskundigen Ehrenamtlichen zugegangen, so Sander. Mittlerweile gehöre die Einhaltung von Hygienestandards für die Besucher wie auch für Wasserretter und Sanitäter aber zur Normalität. Das bestätigt auch die 18-jährige Rettungsschwimmerin Gina Dewenter. Sie ist an dem Wochenende an der Thülsfelder Talsperre eingeteilt. Im Laufe des Dienstes könne es immer zu Situationen kommen, in denen eine Einhaltung des Mindestabstands nicht möglich sei. „Für mich gehören die Schutzmittel gegen Corona in diesem Jahr deshalb genauso zur Montur dazu, wie unsere allgemeine Ausrüstung, die wir ja auch der jeweiligen Einsatzsituation entsprechend anpassen“, schildert sie.

Aufgrund der Tendenz zum Urlaub in Deutschland und der näheren Umgebung rechnen die Garreler in den Sommerferien mit einem vergleichsweise hohen Besucheraufkommen. Bereits in der Wintersaison bereiteten sie sich auf den Sommer vor: Bis zur pandemiebedingten Schließung des Hallenbads ab Mitte März nahmen sie am wöchentlichen, organisierten Trainings- und Wettkampfbetrieb teil. Somit war die Pausenzeit relativ kurz. Während der Schließungszeit betrieben einige Kameraden verstärkt Lauf- und Radsport. „Unsere Rettungsschwimmer sind also bestens vorbereitet“, betont Sander.

Einige Probleme gibt es trotzdem: Normalerweise verbringen viele Ehrenamtliche in den Sommerferien zum Teil mehrere Wochen gemeinsam in einer Gemeinschaftsunterkunft in der Nähe der Wachstation. In diesem Sommer entfällt diese Möglichkeit und damit auch ein großer Teil des sonst erlebten besonderen Gemeinschaftsgefühls. „Auch die Gewinnung von neuen Ehrenamtlichen ist aufgrund der Einschränkungen in diesem Jahr eine besondere Herausforderung, deren Auswirkungen uns über diese Zeit hinausbegleiten wird“. Trotz der Veränderungen und neuen Regelungen sei die Stimmung nach wie vor ausgelassen und sehr positiv, findet der Vorsitzende. „Wir leben in der Lage und passen uns den sich laufend verändernden Bedingungen an und verlieren trotzdem nicht unsere Werte aus den Augen. Das zeichnet uns als DLRG aus!”

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