Kontakt
Kontakt-Icon

Kontakt

Schreib uns eine E-Mail mit Fragen, Kommentaren oder Feedback.

Presse, News

Zurück zu regelmäßigen Schwimmkursen

Veröffentlicht: 22.03.2022
Autor: Carina-Chantal Krämer
Foto: DLRG Niedersachsen

Dr. Christoph Penning im Interview

Die Corona-Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen - besonders in der Schwimmausbildung. Kurse wurden unterbrochen oder fielen aus, mit langen Wartelisten und vielen weiteren Nichtschwimmern zur Folge. Um dem Abwärtstrend entgegenzuwirken, müssten zwingend wieder regelmäßige Kurse stattfinden, fordert Dr. Christoph Penning, Leiter Verbandskommunikation der DLRG in Niedersachsen. Unter anderem seien ausreichende Wasserzeiten in Verbindung mit weniger Bäderschließungen und Konzepte für die Durchführung trotz 2Gplus nötig.

  • Rückblick 2021: Welche Engpässe gab es in 2021, insbesondere durch die anhaltende Corona-Pandemie?

Durch die Corona-Pandemie sind viele Schwimmkurse ausgefallen und konnten nicht zu Ende gebracht werden. Auch viele Ausbildungen und DLRG-Lehrgänge sind ausgefallen, wenngleich vieles auch in Online-Form durchgeführt wurde. Hier muss ich sagen: Respekt an all unsere Ausbilderinnen und Ausbilder, die das oft so kurzfristig gestemmt haben! Die Langzeitfolgen der Pandemie im Hinblick auf unsere Arbeit sind aber im Grunde genommen noch gar nicht abzusehen.

  • Welche Anstrengungen wurden unternommen, um den Bedarf zu decken bzw. die Wartelisten abzubauen?

Viele Kommunen, Badbetreiber, Schulen und DLRG-Ortsgruppen haben keine Kosten und Mühen gescheut, Urlaub und Ferien geopfert, um besonders in den Sommerferien zusätzliche Schwimmkurse anzubieten. So war es auch in meiner Heimatortsgruppe Garrel. Das finde ich großartig! Hier haben wir als DLRG gezeigt, dass wir nicht nur fordern, sondern auch selbst Abhilfe schaffen. Der Bevölkerung haben wir damit vermittelt: Auf uns ist Verlass! Niemand von uns muss sich als DLRG verstecken, wir können selbstbewusst in die Zukunft schauen und haben mit dieser Hilfe auch für eine wesentliche, weitere Image-Verbesserung der DLRG in der deutschen Öffentlichkeit gesorgt.

  • Welche Hürden gibt es weiterhin?

Die dramatische Lage hinsichtlich der ausgefallenen Schwimmkurse und der Nichtschwimmerzahlen haben zwar mitunter zu finanziellen Spenden geführt, auch zu Förderprogrammen durch die Politik, worüber wir natürlich sehr glücklich sind, aber finanzielle Förderung ist nur ein Teil. Nun wird nämlich deutlich: Wir brauchen vor allem Wasserzeiten und weitere Ausbilder, die den zusätzlichen Bedarf decken können. Hier muss ich klar sagen: Die Badschließungen der vergangenen Jahre haben dazu geführt, dass viele DLRG-Ortsgruppen und auch Schulen keinen Zugang mehr zu Bädern haben. Hätte man diese bewahrt oder neue Bäder eröffnet (die keine reinen Spaßbäder sein sollten), hätten wir mehr Möglichkeiten, auszubilden und Kindern das Schwimmen beizubringen. Kommunen und Badbetreibern muss klar werden: Wer in der Vergangenheit Bäder geschlossen hat, der trägt eine Mitverantwortung an dieser kritischen Situation, in der wir uns befinden.

  • Wie ist der Ist-Zustand?

Wir gehen derzeit davon aus, dass zwischen 75.000 (ein durchschnittlicher Geburtenjahrgang in Niedersachsen) und 150.000 Kindern im Zuge der Corona-Pandemie in Niedersachsen nicht schwimmen gelernt haben Bis jetzt. Dazu kommen all diejenigen, deren Kurse nicht beendet werden konnten – und diejenigen, die schon zuvor nicht oder nicht richtig schwimmen konnten, nämlich etwa die Hälfte aller Viertklässler. Auch noch kurz vor Weihnachten hat sich gezeigt, dass wir noch mitten in der Pandemie sind: Als die 2Gplus-Regel eingeführt wurde, beendeten viele Betreiber ihre Kurse vorzeitig, weil der enorme organisatorische Aufwand nicht mehr zu leisten gewesen wäre. Ich finde, hier muss es Ausnahmen für solch lebenswichtige Dinge wie Schwimmkurse geben. Wir reden hier schließlich nicht über das Lernen einer netten Sportart, sondern in erster Linie von einer Grundfertigkeit des Menschen, von lebensrettenden Kenntnissen.

  • Wie werden sich die Zahlen in diesem Jahr weiterentwickeln?

Sollte es weiterhin angesichts der Omikron-Variante und 2Gplus zu Kursausfällen kommen, werden die Wartezeiten für Schwimmkurse mancherorts sogar auf 3 bis 4 Jahre steigen und wir bewegen uns ganz schnell auf weitere 75.000 Nichtschwimmer mehr bis zum Ende des Jahres zu. Ich hoffe, dass wir in 2022 alle miteinander „die Kurve kriegen“, sich immer mehr Menschen impfen lassen, sodass wir aus dieser Pandemie herauskommen, die Schwimmkurse wieder regelmäßig und ohne zu hohe Auflagen stattfinden können und es uns somit gelingt, die Zahl der Nichtschwimmer abzubauen und nicht zusehen zu müssen, wie diese weiter steigt.

  • Wie soll es gelingen, die Schwimmausbildung trotz Einschränkungen zu ermöglichen?

Ich gehe davon aus, dass auch 2022 wieder zusätzliche Kurse durch Unterstützung unserer DLRG-Ortsgruppen stattfinden werden. Daneben wird gerade gemeinsam mit dem Land Niedersachsen das Projekt „Startklar in die Zukunft“ auf den Weg gebracht: Das Land stellt in diesem Zuge einige Millionen Euro in einem Nachholprogramm zur Bewältigung der Corona-Folgen zur Verfügung. Davon entfallen etwa 5 Millionen Euro fürs Schwimmen, für klassische Schwimmkursförderung, für Qualifikationen der Ausbilder (von Beginn an bis zum Lehrschein) und auch für mobile Schwimmbecken, mit denen man durchs Land touren und an verschiedenen Orten ein mobiles Schwimmbad aufbauen kann.

  • Welche Forderungen gibt es an die Politik?

Die Forderungen an Politikerinnen und Politiker aller Ebenenkann ich kurz und knapp zusammenfassen: Keine weiteren Bädermehr schließen – und wenn, dann ein neues Bad bauen, indem man auch regulär schwimmen kann. Sollte nochmals einLockdown notwendig sein, dann muss es pragmatische Lösungenfür das Schwimmenlernen geben.Von den Kommunalpolitikern fordern wir, den Ortsgruppen derDLRG mehr Schwimmzeiten zur Verfügung zu stellen und ihnendafür nichts zu berechnen. Denn: Wir leisten einen lebensrettendenJob! Den Bürgermeistern und Ratsabgeordneten solltedas Schwimmenlernen und die Sicherung ihrer Strände etwaswert sein.Die Landes- und Bundespolitik muss die langfristige Förderungsichern, nicht nur kurzfristige Projekte. Nur dann können wirPersonal und Strukturen aufbauen, um langfristig die Wassersicherheitin Niedersachsen sicherzustellen.

  • Haben Sie einen Rat an die DLRG-Kameraden angesichts der andauernden Herausforderungen?

Unsere DLRG wird derzeit wirklich gefordert und viele von uns haben gleichzeitig keine Lust mehr auf Einschränkungen. Doch wenn nicht auf uns als Retter Verlass ist, auf wen dann? Ich glaube, wir haben nicht nur grundsätzlich, sondern gerade aktuell eine besondere Verantwortung für die Sicherung der Schwimmfähigkeit in Niedersachsen. Deshalb mein Rat und mein Wunsch: Haltet durch, liebe Kameradinnen und Kameraden! Ihr macht einen enorm wichtigen Job!

Datei(en)

O-Töne einzeln.mp3(11121.46)

Diese Website benutzt Cookies.

Diese Webseite nutzt Tracking-Technologie, um die Zahl der Besucher zu ermitteln und um unser Angebot stetig verbessern zu können.

Wesentlich

Statistik

Marketing

Die Auswahl (auch die Ablehnung) wird dauerhaft gespeichert. Über die Datenschutzseite lässt sich die Auswahl zurücksetzen.